Wenn es noch einer weiteren Bestätigung für die ansteigende Form unserer Männersektion bedurfte, das Heimturnier in Kraig lieferte sie. Bei tollen Bedingungen wurde das erste Punkteturnier im 10er-Format auf Platz zwei beendet, der Heimsieg schien zum Greifen nahe...
Damit überhaupt Rugby auf heimischen Boden gespielt werden konnte, wurde am Vortag zusammen mit den Damen hart gearbeitet. Nicht am sportlichen Feinschliff, diesen Part checkten wir schon am Donnerstag als erledigt aus, sondern mit Logistik, Platzarbeiten, administrativen Turniervorbereitungen. Als Rugbyverein stehen wir nicht nur am Platz selbst zusammen. Wir organisieren, spielen und feiern zusammen unseren Sport.
Vier Akte in der Rugbyoper, im dritten führten Dramaprofis Regie
Das erste Spiel gegen die Vienna Eagles erwies sich noch als fehleranfällig. Der Reif sammelte sich gemeinerweise genauso um den Ball wie das frisch gemähte Gras, eine Melange, die den Ball mit einer Seifenhülle umhüllte – das glitschige Ei sorgte für zahlreiche angeordnete Gedränge der gestrengen wie souveränen Schiedsrichterin. Wir gerieten mit 0:5 in Rückstand, diesen konnten wir nach einem guten Lineout und einer schnellen Ballstafette durch Patrick Wexler ausgleichen. Noch einmal schafften wir es das Spiel schnell zu gestalten, hier war dann Youngster Luka Lechner zur Stelle und der Score von 10:5 hielt der zweiten Halbzeit stand. Ein holpriger wie erfolgreicher Start in das Geschehen.
Gegen den "ewigen Rivalen" Wombats Wr. Neustadt ging es in der zweiten Begegnung zur Sache. Das Gras war mittlerweile getrocknet, der Ball hatte Grip. Und wir viele Ideen. Gegen den Aussteiger aus der XV-Liga und Neuling im 10er-Geschäft gab es einen erstaunlich komfortablen 26:0-Sieg, erstmals ließen wir keine Gegenpunkte gegen die Niederösterreicher zu. Eine satte Moral- und Selbstvertrauensspritze verpassten wir uns da, guter Dinge gegen die Rugger der Wachau zu bestehen.
Die präsentierten sich nämlich in den ersten beiden Begegnungen als die Chefs am Platz und fuhren zwei überzeugende Siege ein. Wir spielten Round Robin, es gab also keine Play-offs, oder KO-Spiele. Die Wachau ging mit gutem, kompakt vorgetragenen Spiel mit 5:0 in Führung, dann aber erhielten wir Zugriff auf das Spiel und konnten bis zur Schlussphase dominieren. Wiederum Patrick & Luka brachten uns 12: 5 in Front. In dieser Phase vergaben wir zwei riesige Chancen, den Turniersieg de facto in trockene Tücher zu legen. Nachdem die Angriffswelle abebbte und sich das Geschehen ins Mittelfeld verlagerte, bestraften uns die mit viel Routine versehenen Gäste mit dem Ausgleich, der unserseits gefühlt aus dem Nichts kam. In der Schlussphase waren sie stärker, aber mit viel Kampfgeist und etwas Glück hielten wir das Remis, das uns zumindest noch die Möglichkeit des Turniersiegs aus eigener Kraft gewährleistete. Dann kam die 21. und letzte Minute. Die Uhr war bereits abgelaufen, es ging einmal darum, ein angeordnetes Gedränge aka Scrum an der eigenen Endlinie zu gewinnen und den Ball in den Reihen zu halten. Der Job schien bereits getan, das Forward-Pack ließ der Wachau keine Chance auf den Ball. Unser Scrumhalf klaubte ihn auf, da kam der gegnerische 9er; Terry Summersfield, daher und klaute ihm das Arbeitsgerät aus der Hand. 5 Meter vor der Tryline. Die Vollendung war eine einfache Übung. Gegambelt und gewonnen. Man muss das im Sport anerkennen. Es gab auch schon derartige Spiele, wo das Pendel zu unseren Gunsten ausschlug.
Nach der Niederlage war klar: gewinnen konnten wir nicht mehr. Platz zwei war de facto sicher. Dennoch wollten wir gegen Oberösterreich siegen, das mit vielen Beginnern anreiste. Diese waren aber durchaus fit und machten uns das Leben bis zum Schlusspfiff in einer für ein letztes Spiel höllisch physisch geführten Partie schwer. Dennoch hielten wir der aus dem Turnierverlauf entstandene Favoritenstellung stand, sicherten uns mit einem 26:15 auch mathematisch den zweiten Platz. Der wurde dann auch entsprechend gefeiert und bejubelt. Rugby lebt in Kärnten und die letzten Erfolge motivieren uns dazu noch mehr Spieler auszubilden, noch mehr Spiele zu bestreiten und natürlich noch öfter den Rugbyspirit zu erleben.
Stimme zum Spiel
Jürgen Knopper (Obmann ANEXIA-Tigers): "Wir haben gerade zwei sehr starke Spieler durch ihre Rückkehr in die Heimat verloren, zeigten aber, auf diese Situation gut vorbereitet zu sein. Danke an Team, Trainer und Funktionäre. Speziellen dank aber an den SV Kraig, dass er uns die Anlage zur Verfügung stellte. Alle waren geflasht und werden noch lange von diesem Turnier erzählen."
Endergebnis (Zugleich erste Tabelle in der Xs-Meisterschaft)
1. Wachau
2. ANEXIA-Tigers Klagenfurt
3. Wombats Wr. Neustadt
4. Rugby Oberösterreich
5. Vienna Eagles
Kader ANEXIA-Tigers
Forwards
Mathias Pickl
Julian Spendl
Christian Lexer (Spielertrainer)
Mathias Tschinder
Mathias Genser (erstmals Forward in seiner langen Karriere)
Marco Hochmüller
Backs
Stefan Zauchner (1. Turnier!)
Robyn Hrozny (2 Tries 10 Punkte)
Martin Judt (1. Turnier für die Tigers!)
Patrick Wexler (Cap 32 Punkte, 4 Tries, 6 Conv.)
Luca Ardelean (17 Punkte, 3 Tries, 1 Conv.-)
Thomas Halbig
Luka Lechner (15 Punkte, 3 Tries)
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